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Doppelmesseranwendung mit Grossmeister Kernspecht
Zuerst persönliche Ziele festlegenTrainer unterrichtet in Gruppen, aber Menschen mit Handicaps auch gerne einzeln

Zeitungartikel (PDF 528 KB)
Hafentage 2011

Ein Meister der Kampfkunst

Zeitungartikel HANDICAP 4-2010 (PDF 528 KB)
Zeitungartikel (PDF 3,25 MB)
Aktuelle Veranstaltungen:
WingTsun für Frauen

Wurde
ausgezeichnet, mit den Sifu (Vater-Lehrer) von dem
Weltchef-Lehrer Sigung Leung Ting und Sifu Keith Roland
Kernspecht den Europäischen Chef-Lehrer in WingTsun in Kiel.
Nach 11 Jahren 2 Monaten und 27 Tagen war er reif genug für
den Sifu-Titel.
Wing Tsun ist
für Stefan Schmaltz mehr als nur eine Kampfkunst. Nach einem
schweren Autounfall war sie es, die den heute 35-Jährigen
ins Leben zurückgeholt hat. Diesen Kredit scheint er ihr
heute zurückgeben zu wollen. Mehr noch: Seit er die rund 300
Jahre alte chinesische Kampfsportart 1991 eher zufällig
entdeckte, hat für Stefan Schmaltz eine neue Zeitrechnung
begonnen. Immer tiefer stieg er in die Materie ein, gründete
sogar eine eigene Schule. Jetzt wurde dem Husumer in Kiel
der Titel eines „Sifu“ verliehen. Das sei das Höchste, was
er als Lehrer erreichen könne, sagt er stolz — „nach elf
Jahren, zwei Monaten und 27 Tagen Wing Tsun“.
Knapp zweieinhalb Jahre zuvor hatte Schmaltz bei einem
schweren Autounfall auf der B 200 zwischen Husum und Tönning
neben Knochenbrüchen auch eine so genannte Ataxie erlitten.
Darunter verstehen Mediziner Lähmungserscheinungen, die auf
eine Prellung des Kleinhirns zurückzuführen sind. Die Folge:
motorische Beeinträchtigungen auf fast allen Ebenen. So
werden als Konsequenzen des Unfalls etwa „eine
Hirnsubstanzschädigung, Sprachstörungen sowie
Beeinträchtigungen des Bewegungsablaufes mit allgemeinen
Koordinationsstörungen sowie Behinderungen beim Gehen und
Schreiben“ anerkannt. Den jungen Mann hatte es schwer
erwischt: Zwölf Tage lag er im Koma, weitere drei Monate im
Bett. Es folgten ein halbes Jahr im Rollstuhl und zehn
Monate an Krücken.
Von einem Tag auf den anderen konnte Schmaltz — vor dem
Unfall ein erfolgreicher Leichtathlet — weder schreiben noch
greifen, geschweige denn gehen oder Fahrrad fahren. Dennoch
ließ er sich nicht unterkriegen, probierte immer neue
Therapien. Allerdings ohne den erwünschten Erfolg. Ein
spezielles Krafttraining, von dem er sich eine Verbesserung
des Bewegungsapparates erhoffte, schlug sogar ins Gegenteil
um. Bis er im November 1991 sein „Wing-Tsun-Studium“
aufnahm. Schon nach der ersten Stunde bei seinem Lehrer
Peter Thietje, der ihn bis heute betreut, wusste er, „dass
ich das Richtige gefunden habe“.
Besondere Fortschritte erzielte Schmaltz durch das
Chi-Sao-Training, einer Partner-Übung, bei dem besonders die
taktischen Reflexe geschult werden. „Dadurch konnte ich
unter anderem meine Sehfähigkeit verbessern: auf dem linken
Auge immerhin um 50, auf dem rechten um 40 Prozent. Auch
sein Gleichgewichtssinn wurde stabilisiert. Dank Wing Tsun,
das für ihn weniger eine Kampfsport- als eine
Selbstverteidigungskunst ist, „kann ich heute wieder fast
alles machen“, sagt er.
„Ähnlich wie bei anderen chinesischen Verteidigungskünsten
besteht auch die Grundidee von Wing Tsun darin, die Kraft
eines Angreifers aufzunehmen und die eigene noch dazu wirken
zu lassen“, erläutert Schmaltz, der mit seinem Sport sogar
Eingang ins Guinness-Buch der Rekorde gefunden hat — als
einziger schwerbehinderter Wing-Tsun-Lehrer weltweit.
Doch das ist Stefan Schmaltz noch immer nicht genug. Er hat
seinen Sport gefunden und will weitermachen. Der „Sifu“-Titel
ist ihm dabei auch eine ehrenvolle Verpflichtung: „Jetzt
muss ich meine Schüler nicht mehr nur in Wing-Tsun-Techniken
unterrichten, sondern sie obendrein den richtigen Umgang mit
Menschen lehren.“ |